Kundengruppe: Gast

Wie alles begann ...

Ich sah sie am Straßenrand stehen, abgeschoben und wartend auf das letzte Geleit zum Sperrmüll. Es war wie die Liebe auf den ersten Blick, als hätte sie gerufen "rette mich", sie zog mich magisch an. Warum auch immer, ich konnte einfach nicht an ihr vorbei fahren.

Ich hab sie mitgenommen, habe sie befreit von einer dicken Staubschicht, verklebtem Öl und dem muffigen Geruch der Gegenständen in alten Häusern anhaftet. Nach vielen Stunden Arbeit erstrahlte eine Gritzner SSZ Industrienähmaschine in neuem Glanz, wie aus dem Dornröschenschlaf erweckt.

Nach dem Einsetzen einer neuen Nadel beglückte sie mich mit einem klaren Stichbild, sogar die alte Bakelit Leuchte leuchtet noch immer. Das Holz des Nähtisches habe ich neu eingelassen. In der Schublade im Nähtisch lag noch das alte Handbuch und zum Vorschein kam noch eine uralte, total verrostete Schneiderschere.

Hergestellt wurde diese Nähmaschine 1936, eingesetzt für das Nähen vom Uniformen und in den 50er Jahren wurde sie motorisiert. Einzelteile gibt es schon lange keine mehr, auch deshalb weil nur eine geringe Stückzahl dieser Maschinen hergestellt wurde. Sie gehörte einem alten Schneider und nach dessen Ableben hatte niemand mehr Verwendung für sie. Die alte Schneiderschere musste ich erst wieder gangbar machen, ich habe sie entrostet, die hartnäckigen Roststellen mit Schleifpapier abgeschmirgelt, in Öl gelegt und zum Scherenschleifer gebracht.

Den größten Teil meiner Artikel nähe ich mit dieser Nähmaschine und tätsächlich schneide ich das Material auch mit dieser "alten" Schneiderschere zu.


Gritzner SSZ 1936
und sie schnurrt, und schnurrt, und schnurrt ...

Viel Arbeit steckt in meinen Taschen, viel Herzblut und viel Leidenschaft. Es gibt keine Schnittmuster, jedes Modell entsteht wenn ich die Schere in die Hand nehme, die Jeans drehe und wende, auftrenne und bügle. Unter der Nähmaschine wächst jedes Modell, immer kommt noch etwas dazu das unbedingt noch aufgenäht werden muß.

Jeder Mensch hat etwas das ihn antreibt, ein Feuer das in ihm brennt, eine Leidenschaft die ihn bewegt. Ich liebe den Geruch von heiß gebügelter Baumwolle, das Geräusch mit dem sich eine Schere den Weg durch den Stoff bahnt und das Schnurren einer Nähmaschine.

Wir leben in einer Wegwerfgesellschaft und ich habe das Gefühl, ich mache unsere Welt ein kleines bisschen besser, indem ich ausgedienten Materialien zu neuem Leben verhelfe und somit die Nachhaltigkeit  unterstütze.

Mein Fuhrpark:


AichelBag
® ist ein eingetragenes Warenzeichen von Iris Fichter.
 
Zurück